Adoption und Entwurzelung

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Woher kommt das typische, mit einer Adoption einhergehende Entwurzelungsgefühl?

Mehrere Jahrzehnte Familienaufstellung zeigten bzw. zeigen immer wieder, dass eine Adoption für alle Betroffenen alles andere als eine leicht zu bewältigende Aufgabe ist. Hinzu kommt, dass vielerorts der Irrglaube herrscht, ein Kind müsse nicht wissen, wer seine leiblichen Eltern sind bzw. das Kind würde glauben, dass seine Adoptiveltern seine leiblichen Eltern sind, sofern es nur früh genug adoptiert wurde.

Wer als Betroffener oder Interessierter an einer Familienaufstellung zum Thema Adoption teilnimmt wird ganz schnell eines Besseren belehrt, und zwar vor allem auch spürbar. Menschen scheinen eine Art siebten Sinn dafür zu haben, ob die vorgegebenen Eltern die leiblichen Eltern sind oder nicht.

Adoptierte Kinder, denen diese Wahrheit vorenthalten wird, werden oft aggressiv gegenüber ihren Adoptiveltern oder in anderer Weise verhaltensauffällig und sind mit "herkömmlichen Methoden" oft kaum noch in den Griff zu bekommen. Dieser "Spuk" löst sich oft in einem hohen Maße auf, sobald man damit systemisch angemessen umgeht.

Selbst wenn Kinder wissen, dass sie adoptiert sind, braucht es ein ganz feines Fingerspitzengefühl mitsamt zugehörigem systemischem Wissen, damit die Adoption für alle Beteiligten einen möglichst guten Verlauf nehmen kann.

So, und nun zurück zur Eingangsfrage. Selbst wenn bei der Adoption alles gut geht, erlebt der Adoptierte dennoch fast immer eine spezielle Art der Traumatisierung, die wiederum oft ein anhaltendes Entwurzelungsgefühl hervorruft. Dieses Entwurzelungsgefühl kann man teilweise mittels Familienaufstellung und insbesondere im Rahmen eines IntSel® Selbstbewusstseinstrainings, in dem entsprechende Familienaufstellungen inkludiert sind, auflösen oder zumindest deutlich abmildern.

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Weitere mögliche Ursachen für Entwurzelungsgefühle

Ähnliche Entwurzelungsgefühle werden oft auch von folgenden Menschen erlebt:

Migranten, Auswanderer, Einwanderer (auch, wenn dies freiwillig geschieht)
Vertriebene, Kriegsvertriebene, Flüchtliche
Kinder, die einem falschen Vater untergeschoben wurden (auch unwissend)
Kinder von Leihmüttern
Kinder von Samenspendern, sofern diese Kinder nicht beim leiblichen Vater aufwachsen
Kinder, die nach Abtreibungen, Abgängen oder Totgeburten auf die Welt kommen (unabhängig von den Gründen für die Abtreibung, Totgeburt usw.)

Die gängige psychotherapeutische Meinung verneint Entwurzelungsgefühle, resultierend aus vorgenannten Konstellationen, tendenziell. Das Erleben Betroffener und entsprechene Familienaufstellungen sprechen jedoch eine deutliche Sprache und sind vor allem mit einem entsprechend intensiven Erleben gepaart.

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Textstellen Entwurzelungsgefühle

"Wir alle sind irgendwo verwurzelt,
Menschen wie Bäume;
reißt man uns aus dem Boden,
wie leiden wir dann."
Gabriele Lins

"Denn die Entwurzelung hinterlässt Spuren. Ein fehlendes Gefühl der inneren Verbundenheit, eine innere Zerrissenheit, Neigung zu Depressionen und Krankheiten sowie die Tendenz zur Selbstabwertung und zu Abhängigkeiten sind der Preis."
www.sein.de/archiv/2010/oktober-2010/zurueck-zu-unseren-spirituellen-wurzeln.html

"Nicht nur im Film, auch im wirklichen Leben suchen anonym adoptierte Kinder häufig jahrelang - und oft vergeblich - nach ihren leiblichen Eltern, um dem Gefühl der Entwurzelung zu entkommen. Selbsthilfegruppen haben sich gebildet, in denen Adoptierte ihre Erfahrungen austauschen können - oder sich in der Suche nach ihren 'anderen' Eltern unterstützen."
www.planet-wissen.de/alltag_gesundheit/familie/adoptivkinder/index.jsp

"Viele Kuckuckskinder, die erst spät die Wahrheit erfuhren, berichten von einem Gefühl der Entwurzelung, von Unsicherheit und Trauer – auch wenn die Beziehung zum Scheinvater bestehen blieb und sie Kontakt zum leiblichen Vater haben."
www.badische-zeitung.de/liebe-familie/wenn-der-vater-nicht-der-leibliche-vater-ist--30127684.html

"Bis anhin war das Leben des inzwischen 35-Jährigen geprägt vom Gefühl der Entwurzelung, vom «Eindruck, die andern oft zu stören». Aufgewachsen als Adoptivkind, das seine «Erzeuger», wie er sie selber nennt, nie kennen gelernt hat, fehlte ihm immer ein wichtiger Baustein seiner persönlichen Geschichte."
www.lukesch.ch/Text03_06.htm

"Meine Mutter erlebte die Entfremdung von ihrer Heimat und das Gefühl der Entwurzelung in einem neuen Land. Unsere Familie war eine von vielen, die den schmerzhaften Entschluss fassten ihr Land und ihre Familie zu verlassen in der Hoffnung in der Ferne ein freies Leben zu beginnen."
http://3landinfo.blogspot.com/2010/10/ihre-fremde-heimat.html

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Literatur Entwurzelungsgefühle

Simone Schmollack: 'Kuckuckskinder, Kuckuckseltern – Mütter, Väter und Kinder brechen ihr Schweigen'. Schwarzkopf & Schwarzkopf, 9,90 Euro; Patricia Schröder: 'Kuckuckskind'. Klopp Verlag, 9,90 Euro.

"Als er in den 30er Jahren in das Sioux-Reservat Süd-Dakotas und bei dem Stamm der Yourok Nord-Kalifornierns arbeitete, merkte Erikson, dass die Ursache mancher Probleme von erwachsenen amerikanischen Indianern nicht durch die traditionelle psychoanalytische Therorie, sondern besser durch das Gefühl der 'Entwurzelung', das diese Menschen emfpinden, erklärt werden konnte. Dieses Gefühl, das durch den Bruch zwischen ihrer Lebensweise im Reservat und ihrer traditionellen Stammeslebensweise gekennzeichnet ist, hat eher etwas mit dem 'Iich', mit der Kultur und den wechselseitigen sozialen Beziehung zu tun als mit dem Sexualtrieb, auf den Freud den Akzent setzt."
Quelle: Wörterbuch der Psychoanalyse: Namen, Länder, Werke, Begriffe von Elisabeth Roudinesco, Michel Plon, Christoph Eissing-Christophersen, und Marion Müllerburg von Springer, Wien (Gebundene Ausgabe - 26. Mai 2004)

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